Donnerstag, 16. April 2020

Adidas erhält Milliardenkredit für künftige Manager-Boni, Dividenden und Mieten


Man hat es schon geahnt. Wenn jemand seine Miete nicht mehr bezahlen kann, ist die Not ausgebrochen. Ein paar Jogger sind noch unterwegs, vermutlich in den Tretern vom letzten Jahr und in den Jogginghosen, die noch nicht ganz auf dem Sofa zerrieben wurden – die Umsätze brechen weg wie morsche Baumstämme. Es sieht also schlecht aus und niemand weiß, wie lange der Notstand anhält. Oder gehalten wird. Also wird der Staat gefragt, ob er einspringen kann. Er kann. Mit mehreren Milliarden Euro kommt Vater Staat dem zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt zur Hilfe. Mehr dazu im Artikel.




Frankfurt – Die staatliche Förderbank KfW hat Mitleid mit dem Konzern und greift Adidas für zukünftige Mietzahlungen unter die Arme. Ein Vorstand, der auf seine Bonuszahlung verzichten muss! Das ist wirklich das Letzte. Wo wir denn da hin kämen, fragte der Sprecher der KfW-Bank, mit schmerzhaft verzogenen Gesicht vor der Presse. "Dafür wird 2021 bestimmt ein fettes Jahr", zwinkert er in Richtung des Managements von Adidas.

Wie deren Pressesprecher schulterzuckend der Wahrheitspresse mitteilte, sind die paar Milliarden Gewinn der letzten Jahre einfach weg. Man könne mit den verbliebenen Peanuts weder Mitarbeiter noch Mieten bezahlen. Das Management hat Angst vor Verarmung. Immerhin hatte der Gewinn schon 2019 nur knappe 2 Milliarden Euro betragen. Dabei stülpt der Pressesprecher seine Hosentaschen demonstrativ aus der Hose.

 „Zu unserem Glück sind westliche Medien für die chinesischen Produktionsmitarbeiter größtenteils blockiert. Bekämen die Wind von diesem KfW-Kredit, würden sie nicht mehr aus Loyalität zum Unternehmen kostenlos arbeiten, um uns durch die Krise zu bringen“, erklärte der Pressesprecher, bevor er das Sektglas in Richtung der Aktionäre erhob. Des Weiteren stellt er fest, dass der Durchschnittslohn für 2020 auf diese Art sinkt und sich künftige Billiglöhner bei gleichem Gehalt viel besser fühlen werden.

Der unerwartete Geldsegen soll auch in einen aktuellen Werbespot investiert werden. Die Leute müssen in Quarantänezeiten verstehen, dass die preisgünstigen Leggins und Turnhosen von Adidas nicht nur beim Laufen, sondern auch beim Coaching, Drinking, Homescooling, Snapchating, Youporning und Bodyfating eine gute Figur machen.

Im Anschluss an die Pressekonferenz tröstete Adidas die Aktionäre damit, dass falls es gelingt, trotz der Zahlung doch noch Mitarbeiter zu entlassen, zukünftig auch der Aktienkurs wieder steigen wird. Für 2019 will der Konzern noch dieses Jahr eine Dividende von 3,85 Euro je Aktie auszahlen. Wieviele Adidas Aktien die KfW Bank, oder deren Management besitzt, ist nicht bekannt.

Autoren: Julien Decapo, Katrin Streeck

Bilder (verändert):
1) Avda, CC BY-SA 3.0
2) ZH2010, CC BY-SA 3.0
3) pixabay.com, Lizenzfrei

1 Kommentar:

  1. Schöner, aufklärender und verständlicher Artikel. Insgesamt kann diese Krise wohl als Instrument gesehen werden den Mittelstand und kleinere Unternehmen zu drücken und große, finanzstarke und in Billiglohn-Ländern produzierende Unternehmen zu fördern um deren Monopolstellung weiter zu stärken. BRD als versteckte Wirtschafts-Diktatur?

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