Nestle nimmt „Moral“ ins Sortiment auf!
Die Führungsriege des Schweizer Weltkonzerns Nestlé, hat
Bedenken zur moralischen Verantwortung des Unternehmens geäußert. Nun sollen
gewisse Unternehmensbereiche moralisch aufgewertet werden und außerdem die
Moral selbst ins Sortiment integriert werden. Shareholder erwarten große
Gewinne aus der neuen Unternehmensphilosophie. Alles zu Umsetzung und
Auswirkungen jetzt im Artikel.
Vevey – Ulf Mark Schneider, der Geschäftsführer von Nestlé
S.A. trat heute vor die Presse und verkündigte einige Neuerungen in seinem
Konzern. Es soll eine neue Richtung zu mehr moralischer Verantwortung
eingeschlagen werden. Dieser Schritt sei nötig geworden, da Nestlé öffentlich immer
mehr unter Druck geraten sei. „Wir werden unsere komplette Fassade neu
gestalten um uns das Vertrauen der Verbraucher zu korrumpieren.“ erklärt Schneider
in verantwortungsbewusstem Ton.
Da das Unternehmen sehr vielseitig aufgestellt ist, müssen
auch in verschiedenen Bereichen Moralisierungsmaßnahmen vorgenommen werden. Von
der moralischen Umstrukturierung werden hauptsächlich die Bereiche mit dem
größten öffentlichen Interesse betroffen sein. Dazu gehören: Die Gewinnung von
Mineralwasser, die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastik, der Umgang mit
Personal und die Einführung eines Nährstoff-Labels. Außerdem wird Nestlé
künftig Ablasszertifikate für Menschen, die sich moralisch inkorrekt verhalten
haben, anbieten.
1) Nährstofflabel
Beim ersten Versuch von Nestlé, ein Nährstofflabel
einzuführen, hagelte es viel Kritik. Die Kritik bezog sich meist darauf, dass
das Label intransparent ist und der Verbraucher hinters Licht geführt werden
könnte. Um das beim neuen Label zu vermeiden gibt es nun eine vereinfachte und genaue Einordnung
von Lebensmitteln die wie folgt aussieht:
Grün – Lebensmittel zum menschlichen Verzehr
Gelb – Kein Lebensmittel aber unbedenklich
Orange – Kein Lebensmittel und beim Verzehr schädlich
Rot – Kein Lebensmittel und beim Verzehr tödlich
Gelb – Kein Lebensmittel aber unbedenklich
Orange – Kein Lebensmittel und beim Verzehr schädlich
Rot – Kein Lebensmittel und beim Verzehr tödlich
Ist ein Produkt also grün markiert, kann der Verbraucher
sich absolut darauf verlassen, dass es sich um ein Lebensmittel zum
menschlichen Verzehr handelt. Grün impliziert auch Nachhaltigkeit, was
allerdings nicht als offizielle Eigenschaft hinterlegt ist sondern mehr als
Marketingstrategie fungieren soll.
2) Plastikmüll in den Weltmeeren
Die 7 Weltmeere werden von sehr viel Plastikmüll und
Mikroplastik belastet. Rund 20 % davon stammen einzig und allein vom
Nestlé-Konzern. „Natürlich sind es die Verbraucher, die den Plastikmüll nicht
sachgemäß entsorgen, sodass er im Meer landet. Dennoch werden wir Verantwortung
übernehmen.“ sagt Schneider selbstüberzeugt.
Nestlé werde gemeinsam mit der UN ein System für
Seeverschmutzungsrechte entwickeln und die kompletten Rechte an der Verschmutzung
direkt aufkaufen. Der Konzern werde dadurch sicherstellen, dass sämtliche
Verschmutzung legitimiert wird und nichtmehr moralischer Verantwortung
unterliegt. Außerdem wird Nestle die Rechte an andere Konzerne weiter verkaufen
um die Kosten der Umstellung zu decken. „So gewinnen alle!“ beendet Schneider das
Thema.
3) Ausbeutung von Mitarbeitern
Da dem Konzern schon mehrfach Ausbeutung von Mitarbeitern
und Kinderarbeit bis hin zur Sklavenhaltung vorgeworfen wurde, möchten die
Schweizer auch hier neue Ansätze finden. Schneider merkt an, dass der Konzern
natürlich nicht beeinflussen kann, was seine Zulieferer und Rohstoffproduzenten
alles treiben. Auch wenn es sich dabei teilweise um Tochtergesellschaften
handle, so arbeiteten diese absolut autonom.
Bei Nestlé selbst jedoch will man künftig der moralischen Verpflichtung
gegenüber dem Personal nachgehen. Um die Mitarbeiter zu entlasten, sollen ihre
Stellen künftig vermehrt durch Roboter sowie Software mit künstlicher
Intelligenz ersetzt werden. Schneider dazu: „Dann kann uns niemand mehr vorwerfen,
unsere Mitarbeiter würden bei der Arbeit überfordert.“.
4) Gewinnung von Mineralwasser in Afrika
Einer der größten Kritikpunkte an der Moral von Nestlé,
bezieht sich auf die Gewinnung von Mineralwasser in afrikanischen Entwicklungsländern.
Der Vorwurf lautet seit langer Zeit, dass Nestlé vor Ort sämtliche Wasserrechte
aufkauft und das Wasser abpumpt um es dann der Bevölkerung teuer zu verkaufen.
Dadurch sinke auch der Grundwasserspiegel und wichtige Brunnen trocknen aus.
Bisher war man sich stets sicher, dass der Markt das schon
regeln wird. „Die Leute hätten unser Wasser ja nicht kaufen müssen.“ wirft Schneider
ein. Dennoch sei man nun mit der Situation konfrontiert und müsse moralisch
handeln. So will Nestlé vom erwirtschafteten Gewinn durch
Mineralwasserabfüllung künftig Gefäße spenden, mit denen die Einheimischen
kostenlos Regenwasser sammeln können, um nicht mehr auf das von Nestlé
verkaufte Wasser angewiesen zu sein. Nur noch in seltenen Situationen, wenn es
in Zentralafrika dann mal nicht regnen sollte, müssten die Einwohner noch auf
Nestlés Wasser zurückgreifen.
Moral wird ins Sortiment aufgenommen
Da Nestlé durch die aufgelisteten Neuerungen viel mehr gute
Moral erzeugt, als zur Kompensation der bisherigen Kritik nötig wäre, will der
Konzern den Überschuss künftig wirtschaftlich verwerten. Die „Moral“ soll in
Form von Zertifikaten ins Sortiment aufgenommen werden und Endverbrauchern
ermöglichen, daran teil zu haben. Da die meisten Bürger in westlichen Ländern
einen unmoralischen Lebensstil pflegen, erwarten die Shareholder von Nestlé
enorme Gewinne durch dieses neue Produkt.
Wer künftig also eine Einheit Moral im Wert von 9,99 Euro
erwirbt, kann damit eine Einheit unmoralisches Verhalten an den Tag legen, ohne
dafür moralisch zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das System ist angelehnt an
die hoch profitablen, sogenannten „Ablassbriefe“ der Katholischen Kirche. Zu
Nestlés Vorteil, hat die Kirche nie ein Patent auf dieses Geschäftsmodell
eintragen lassen.
Autor: Adriano Holatz
Bilder (verändert)
1) Kate Ter Haar, CC BY 2.0
2) Nestlé via Wikimedia Commons
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