Dienstag, 4. Februar 2020

Kinderarzt stellt Mutter ein, die alles aus dem Internet weiß

Kinderarzt stellt Mutter ein, die alles aus dem Internet weiß

Ein Kinderarzt aus Ulm (Baden-Württemberg) hat eine 21 Jährige eingestellt um seine Patienten zu beraten. Da die Frau stets mit fertiger Diagnose in die Praxis kam und auch über mögliche Behandlungen immer besser Bescheid wusste als Dr. Altschul selbst, hat dieser kurzerhand entschieden, die Frau einzustellen und ihr Wissen für sich zu nutzen. Wie es dazu kam und Auszüge aus dem Arbeitsalltag der Mutter, erfahren Sie im Artikel.





Ulm – Kinderarzt Dr. Martin Altschul hat eingesehen, dass er mit seinem Medizinstudium nichtmehr gegen heutige Diagnose-Möglichkeiten ankommt. Kurz vor dem Bankrott seiner Praxis, wird er zum Handeln gezwungen. Dabei kommt ihm sofort eine ganz besondere Patientin in den Sinn, die seit der Geburt ihres Kindes regelmäßig zu ihm kommt. Da sie als sogenannte „Netzmama“ sowohl Diagnosen präzise stellen kann, als auch die Behandlungsmöglichkeiten stets parat hat, kommt sie eigentlich nur noch in die Praxis, wenn sie sich für ein rezeptpflichtiges Medikament entschieden hat.

„Frau Beserweis ist einfach perfekt für diesen Job. Sie weiß zu jedem Thema alles besser als ich – Da kann ich mit meinen 41 Jahren einfach nicht mehr mithalten.“ erzählt uns Dr. Altschul nachdenklich. Erst vor kurzem habe er von ihr gelernt, dass Impfungen das Kind gar nicht immunisieren sondern krank machen! „Wie viele Leben habe ich vor dieser Erkenntnis zerstört?“ frägt er sich und muss dabei mit den Tränen kämpfen.

Ärzte werden per se überschätzt aber einige Menschen wissen mittlerweile Online-Möglichkeiten zu nutzen und die daraus gewonnenen Informationen zu verwerten. „Neulich war Frau Beserweis bei mir in der Praxis, da ihr Sohn an Übelkeit litt und sich ein paarmal übergeben musste – begleitet von Appetitlosigkeit. Weil er erzählte, dass er zum ersten Mal Kaffee getrunken hat und etwas aus Papas Flasche mit rein geschüttet hat bin ich zuerst von einer Magenverstimmung ausgegangen.“ erzählt der Kinderarzt. Hätte Frau Beserweis nicht sofort reagiert und ihm klar gemacht, dass bei den 3 genannten Symptomen auf jeden Fall eine Blinddarm-OP notwendig ist, wäre das Kind vermutlich heute tot.

Froh darüber, nun Frau Beserweis in seinem Team zu wissen, kann er seine Patienten wieder mit gutem Gewissen in der Praxis empfangen und die nötigen Rezepte sowie Überweisungen ausstellen. „Diese Frau und ihr Tablet sind Gold wert. Erst heute hat sie ein Kind vor dem möglicherweise tödlichen Ausgang einer Infektion der oberen Atemwege bewahrt.“ sagt Altschul und wirft Frau Beserweis dabei einen zufriedenen Blick zu. Sie erwidert daraufhin: „Alter, dat Kind hatte ne kleine Verletzung am Fuß, nä und ich hab halt sofort die tränenden Augen abgecheckt.“.

Kurz im Netz nachgeforscht und schon wusste sie, dass dies nur ein Symptom für eine Atemwegsinfektion sein kann. Dr. Altschul stellte daraufhin ein Rezept für ein 14-tägiges Penicillin-Programm aus. Rückblickend ist er sich sicher, dass er diese Diagnose niemals so präzise hätte stellen können. Er interpretierte die tränenden Augen als „weinen“ wegen der Wunde. „Mir war früher nicht bewusst, was für ein Dilettant ich doch bin.“ Schämt er sich und wendet sich von uns ab.

Auch Frau Beserweis antwortet gegen Ende unserer Konversation nicht mehr auf unsere Fragen, da sie hoch konzentriert den Erfahrungen von anderen Müttern auf Instagram folgt.

Autor: Adriano Holatz

Bilder (verändert):
1) Andreas Praefcke
2) National Cancer Institute (NCI)
3) TucsonE, CC BY-SA 4.0

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen