AfD-Vorsitzender Gauland ist schockiert über das Bild, das
die Wähler der AfD in den sozialen Medien zeichnen. Insbesondere die als
satirisch verschriene Wahrheitspresse24 entwickelt sich mittlerweile in den
Kommentarspalten zu einem Sammelbecken für patriotische Dummheit und blaune
Peinlichkeiten. Gauland fordert daher, satirische Artikel künftig mit einem
fünfzackigen gelben Stern als volksschädlich zu kennzeichnen. Er befürchtet,
dass sich die AfD und ihre Wähler ansonsten der Lächerlichkeit preisgeben. Mehr
dazu im Artikel.
Berlin – Alexander Gauland äußert sich entsetzt über die
immer neu sichtbar werdende geistige Inkompetenz seiner primären Wählergruppe.
„Ich habe immer gedacht, die Leute wählen die AfD, weil sie von unseren
Inhalten überzeugt sind“, erklärt er. „Es ist sehr schwierig, jedes einzelne
Thema der Innen- und Außenpolitik so lange zu verdrehen, bis wir einen
Schuldigen mit dunklerer Hautfarbe gefunden haben. Ich dachte immer, die
Menschen wählen die AfD, weil sie die Denkleistung zu schätzen wissen, die sich
in den Tiefen unseres Parteiprogramms verbirgt.“
Doch ganz offenbar fühlen sich die Wähler der AfD von etwas
ganz anderem angezogen.
Bequeme Denkmuster und von außen vorgekaute Wahrheiten
sprechen leider primär eine bestimmte Menschengruppe an: Deutsche, die davon
überfordert sind, ihren Verstand zu benutzen.
Oft besitzen diese Menschen wie zum Ausgleich für diese
Persönlichkeitseinschränkung ein großes Herz, ein instinktives Gefühl für
richtig und falsch – und eine große Sehnsucht nach warmherziger, instinkthafter
Verbundenheit zu anderen Menschen. Wie in einem primitiven Stamm von Urmenschen
möchte man alle Mitglieder der eigenen Gruppe überschauen und jederzeit
begreifen, was die anderen tun. Soziologen sprechen hierbei auch vom
Affenrudeleffekt.
In einer groß und komplex gewordenen Welt ist es nicht
länger möglich, Politik und Wirtschaft auf dem gleichen Level zu durchschauen
wie den Tratsch in der dörflichen Nachbarschaft.
Gauland seufzt. Er blickt hilfesuchend auf ein Portrait von
Bernd Höcke in seiner Hand. „Wir hätten es wissen müssen … und jetzt stehen wir
als Partei mit einer Machtbasis da, die über Furzgeräusche und Tittenwitze
lacht, weil sie alles andere nicht kapieren. Unseren Wählern macht die
Vorstellung Angst, dass andere Menschen klüger als sie sind. Normalerweise
verdrängen sie diese Angst und reden sich ein, als Erwachte klüger zu sein als
die Mainstreamgläubigen. Wir unterstützen sie bei diesem Versuch, ihre
Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Aber diese Satiriker …“
Er blickt sich um und runzelt die Stirn. „Diese Satiriker …
die machen sich über Dummheit lustig. Damit verängstigen sie unsere Wähler. Das
können wir als Partei nicht dulden. Wir setzen uns für die einfachen Menschen
ein, die von Politik und Gesellschaft vergessen wurden. Deswegen fordern wir
eine Kennzeichnungspflicht für Satire und alle sonstigen Versuche, komisch zu
sein.“
Für den Anfang könne er sich einen gelben, fünfzackigen
Stern mit der Aufschrift „Satire“ vorstellen, der ähnlich des früheren „zensiert“-Balkens
über jeden Artikel gelegt werden muss. Mittelfristig empfiehlt er die
öffentliche Verbrennung satirischer Texte, um seinen Wählern ein neues
Feindbild zu geben. Um die Autoren wird man sich dann nach der nächsten Wahl
kümmern.
Autorin: Hanna Aden
Bilder (verändert):
1) Metropolico.org, CC BY-SA 2.0
2) pixabay.com, Lizenzfrei
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