Das traditionelle und viel gespielte
Partyspiel ‚Blackfacing‘ kann laut einer Studie der BILD derzeit für weiße
Menschen lebensgefährlich enden. Wie es die BILD berechtigt darstellt, ist das Sterberisiko
bei einer Corona-Infektion in Verbindung mit ‚Blackfacing‘ extrem erhöht. So
war es dem Blatt wichtig, die Information als große Schlagzeile zu bringen,
dass George Floyd Corona hatte. Nun können die Leser das Geschehen beruhigt
verharmlosen, da George Floyd möglicherweise sowieso bald gestorben wäre. Mehr
dazu im Artikel.
Blackfacing ist ein rassistisches
Verhalten, bei dem sich weiß geborene Menschen die Haut braun anmalen und mit
Ugga-ugga-Lauten uralte Klischees reproduzieren. In rechtskonservativen Kreisen
gilt es als harmloses Partyspiel, das man aus der eingebildeten Überlegenheit
der eigenen "Rasse" heraus genießen kann. Denkende Menschen rümpfen
stattdessen die Nase über ein Verhalten, das objektiv die geistige
Unterlegenheit der weißen Rasse zu belegen scheint.
Die BILD-Zeitung, die sich bisher primär
durch eine rechtskonservative Haltung bemerkbar machte, bezieht nun unerwartet
eine klare Position gegen dieses sonst so vergnügliche Spiel. „Bis die
Corona-Seuche abgeflaut ist, solltet ihr nicht mit brauner Haut herumlaufen“,
warnt BILD-Redakteur Julian Reichelt seine Lesenden nachdrücklich. „Das ist
nämlich lebensgefährlich.“
Geheime BILD-Quellen enthüllten, dass der
verstorbene Schwarzamerikaner George Floyd an Corona litt. Bisher wurde Floyds
Tod der groben Misshandlung durch einen weißen Polizeibeamten zugeschrieben.
Durch BILDs plakative Schlagzeile wird aus diesem Rassismus-Opfer jetzt
stattdessen gefühlt eine weitere Zahl in der Corona-Statistik.
Problem gelöst?
Nicht ganz.
„Um
das nochmal explizit klarzustellen: Liebe weiße Mitmenschen, die Gefahr ist
real! Wer mit abgedunkelter Hautfarbe auf die Straße geht, läuft Gefahr,
schwere Atemnot zu entwickeln. Ähnlich ging es zuletzt einem Afroamerikaner,
der mutmaßlich wegen Corona mehrmals wiederholte, er könne nicht atmen, bevor er
verstarb.“
Weiße Menschen, so Reichelt, müssen sich
auf Hilfe im Notfall verlassen können. „Stellen Sie sich folgende zutiefst
unangenehme Situation vor: Sie verlieren auf offener Straße das Gleichgewicht,
weil Ihr Fieber so hoch ist. Dann sinken Sie zu Boden und röcheln: ‚Ich kann
nicht atmen!‘. Wollen Sie etwa riskieren, dass ein anständiger Polizist Sie
daraufhin mit dem Gesicht in den Staub drückt und ihre Luftröhre abklemmt? Oder
wollen Sie lieber ins Krankenhaus gefahren und beatmet werden, wie es Ihr Recht
als anständiger Mensch und Weißer ist?“
Vorwürfe, dass eine solche Haltung zutiefst
menschenverachtend sei und erkrankte Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe
ein Recht auf bestmögliche medizinische Betreuung und Leben haben, weist BILD
voller Verwunderung zurück.
„Über Black Lives matter wurde inzwischen
doch wirklich genug gesprochen. All Live matters! Allmählich wird es wieder
Zeit, sich endlich um die Leben weißer Menschen zu kümmern. Tragen Sie Masken
und schützen sich vor Corona! Und wenn Sie Lust haben, sich das Gesicht braun
anzumalen und einen primitiven Buschmann zu spielen, warten Sie damit, bis Sie
gegen das Virus immun sind,“ empfiehlt Reichelt abschließend. Es wolle ja
schließlich niemand wie ein Mensch zweiter Klasse sterben.
Autorin: Hanna Aden
Bilder (verändert):
1) Superbass, CC BY-SA 4.0
2) BILD-Logo, gemeinfrei
3) Screenshot, Lizenzfrei
4) pixabay.com, Lizenzfrei
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