In diesem Lokal-Krimi aus Sachsen wollen vermeintlich
skrupellose Grundstückseigentümer und gleichgültige Denkmalschutzbeamten eine
historische Bahnstrecke abreißen lassen. Eine Partei wehrt sich nun und will
die Bahnstrecke nicht nur erhalten, sondern sogar zu einem ganz besonderen
Zweck wiederbeleben. „Wir fühlen mit der Strecke, die wegen der Habgier der
Inhaber bereits eine Schraube locker hat“, so Daniel M., Anwohner und
ÖDP-Mitglied. Mehr dazu im Artikel.
Wir wurden von Daniel M. auf die Story aufmerksam gemacht
und gebeten, darüber zu berichten.
Glauchau-Reinholdshain – In der kleinen Gemeinde in Sachsen kam es zu einem politischen Eklat. Trotz des Rufs dieses Bundeslands geht es dieses Mal nicht um Nazis. Heute spricht die ÖDP und steht für etwas ein, das Schutz bedarf. Es handelt sich um eine stillgelegte Bahnstrecke, die vom Geländebesitzer abgerissen werden soll, damit sie die schöne Landschaft auf seinem Grundstück nicht verschandelt.
Die ÖDP äußert sich dazu wie folgt: „Auch wenn momentan kein
Bedarf an einer Zugverbindung besteht, möchten wir als Umweltpartei diese
historische Strecke erhalten. Wir haben einen finanziell nachhaltigen Plan. Diesem
zufolge werden wir die historische Strecke mit mehreren Kilometern toller
Landschaft als Touristenmagnet etablieren und viele Menschen herlocken.“
Der Plan hört sich vielversprechend an. Doch der Eigentümer
hat andere Pläne: „Das Land gehört mir! Ich habe dafür bezahlt, also kann ich
damit machen, was immer ich will. Das Grundstück war eine Investition und muss
Rendite abwerfen. Ich bin nämlich ein skrupelloser Geschäftshai. Heute Morgen
habe ich ein Obdachlosenheim gekauft. Die setze ich jetzt alle auf die Straße
und baue dort ein Einkaufszentrum.“
Auf Nachfrage, ob jemand diesen Bösewicht persönlich kenne,
verneinten alle Parteimitglieder. Mit so jemandem wolle man schließlich nichts
zu tun haben.
Zum Glück leben wir in einer geordneten Gesellschaft, die
nicht alleine von Geld beherrscht wird. Um solche Situationen zu klären, gibt
es in Deutschland das Amt für Denkmalschutz. Wir waren bei der Behörde, um die
Verantwortlichen zu interviewen:
Wahrheitspresse24:
„Hallo. Ich bin hier, um mich wegen der Muldentalbahnstrecke
zu erkundigen. Meines Wissens nach soll die abgerissen werden, obwohl sie die
Voraussetzungen für die Erteilung von Denkmalschutz erfüllt."
Denkmalschutzbeamtin:
„Legen Sies einfach hin. Ich mach ’n Stempel drauf, wenn ich
mit meinem Kaffee fertich bin.“
Wahrheitspresse24:
„Nein, Sie verstehen das falsch. Ich möchte gerne wissen,
warum sich der Denkmalschutz nicht für diese Bahnstrecke einsetzt?“
Denkmalschutzbeamtin:
„Ach die alten Gleise, warum? Die werden doch abgerissen.“
Wahrheitspresse24:
„Genau, die sollen abgerissen werden, obwohl sie eigentlich
unter Denkmalschutz gestellt werden müssten.“
Denkmalschutzbeamtin:
„Kleinen Moment, das Telefon im anderen Büro klingelt.“
(läuft ins andere Zimmer und geht ans Telefon)
„Hoch- und Tiefbau GmbH. Mein Name ist Müller, was kann ich
für Sie tun?“
An dieser Stelle, war das Interview zu Ende. Anscheinend
musste die Dame einen Auftrag entgegennehmen und war auch nach 30 Minuten nicht
mehr für uns zu sprechen.
Daniel M. von der ÖDP erklärt, dass der Abriss der
Bahnstrecke auf Lobbyisten aus der Autoindustrie zurückzuführen sei. Auch wenn in
dieser Region eigentlich kein Bedarf für eine Bahnstrecke bestünde, könne eine existierende
Zugverbindung sich negativ auf das mental-gesellschaftliche Standing der Autoindustrie
auswirken. „Wenn Sie wüssten, wo der Daimler überall seine Finger im Spiel
hat“, warnt uns der Aktivist, während er einen hübschen kleinen Zug aus
Aluminium formt. „Ich mag Züge.“
Wir befragten einen Anwohner, was er von den Plänen für eine
Reaktivierung der Strecke hält. Rainer L. (42) ist begeistert: „Die Schienen
sind schön anzusehen und erinnern uns an die Vergangenheit. Leider weiß ich
über die Geschichte nicht viel, aber ich fahre ab und zu sehr gerne auf der
Strecke. Momentan nehme ich dafür immer den Bus. Auf diese Weise bin ich der
einzige Fahrgast in diesem riesigen Fahrzeug. Ich freue mich schon darauf,
künftig vielleicht sogar einen ganzen Zug für mich allein zu haben.“
Autor: Adriano Holatz
Bilder (verändert):
1) Andreas Kretschel, FreiePresse
2) pixabay.com, Lizenzfrei
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