Freitag, 5. Juni 2020

Lebensgefahr - BILD-Schlagzeile warnt vor Blackfacing während Corona


Das traditionelle und viel gespielte Partyspiel ‚Blackfacing‘ kann laut einer Studie der BILD derzeit für weiße Menschen lebensgefährlich enden. Wie es die BILD berechtigt darstellt, ist das Sterberisiko bei einer Corona-Infektion in Verbindung mit ‚Blackfacing‘ extrem erhöht. So war es dem Blatt wichtig, die Information als große Schlagzeile zu bringen, dass George Floyd Corona hatte. Nun können die Leser das Geschehen beruhigt verharmlosen, da George Floyd möglicherweise sowieso bald gestorben wäre. Mehr dazu im Artikel.





Blackfacing ist ein rassistisches Verhalten, bei dem sich weiß geborene Menschen die Haut braun anmalen und mit Ugga-ugga-Lauten uralte Klischees reproduzieren. In rechtskonservativen Kreisen gilt es als harmloses Partyspiel, das man aus der eingebildeten Überlegenheit der eigenen "Rasse" heraus genießen kann. Denkende Menschen rümpfen stattdessen die Nase über ein Verhalten, das objektiv die geistige Unterlegenheit der weißen Rasse zu belegen scheint.

Die BILD-Zeitung, die sich bisher primär durch eine rechtskonservative Haltung bemerkbar machte, bezieht nun unerwartet eine klare Position gegen dieses sonst so vergnügliche Spiel. „Bis die Corona-Seuche abgeflaut ist, solltet ihr nicht mit brauner Haut herumlaufen“, warnt BILD-Redakteur Julian Reichelt seine Lesenden nachdrücklich. „Das ist nämlich lebensgefährlich.“
 

Geheime BILD-Quellen enthüllten, dass der verstorbene Schwarzamerikaner George Floyd an Corona litt. Bisher wurde Floyds Tod der groben Misshandlung durch einen weißen Polizeibeamten zugeschrieben. Durch BILDs plakative Schlagzeile wird aus diesem Rassismus-Opfer jetzt stattdessen gefühlt eine weitere Zahl in der Corona-Statistik.
 

Problem gelöst?

Nicht ganz.
 

 „Um das nochmal explizit klarzustellen: Liebe weiße Mitmenschen, die Gefahr ist real! Wer mit abgedunkelter Hautfarbe auf die Straße geht, läuft Gefahr, schwere Atemnot zu entwickeln. Ähnlich ging es zuletzt einem Afroamerikaner, der mutmaßlich wegen Corona mehrmals wiederholte, er könne nicht atmen, bevor er verstarb.“
 

Weiße Menschen, so Reichelt, müssen sich auf Hilfe im Notfall verlassen können. „Stellen Sie sich folgende zutiefst unangenehme Situation vor: Sie verlieren auf offener Straße das Gleichgewicht, weil Ihr Fieber so hoch ist. Dann sinken Sie zu Boden und röcheln: ‚Ich kann nicht atmen!‘. Wollen Sie etwa riskieren, dass ein anständiger Polizist Sie daraufhin mit dem Gesicht in den Staub drückt und ihre Luftröhre abklemmt? Oder wollen Sie lieber ins Krankenhaus gefahren und beatmet werden, wie es Ihr Recht als anständiger Mensch und Weißer ist?“
 

Vorwürfe, dass eine solche Haltung zutiefst menschenverachtend sei und erkrankte Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe ein Recht auf bestmögliche medizinische Betreuung und Leben haben, weist BILD voller Verwunderung zurück.
 

„Über Black Lives matter wurde inzwischen doch wirklich genug gesprochen. All Live matters! Allmählich wird es wieder Zeit, sich endlich um die Leben weißer Menschen zu kümmern. Tragen Sie Masken und schützen sich vor Corona! Und wenn Sie Lust haben, sich das Gesicht braun anzumalen und einen primitiven Buschmann zu spielen, warten Sie damit, bis Sie gegen das Virus immun sind,“ empfiehlt Reichelt abschließend. Es wolle ja schließlich niemand wie ein Mensch zweiter Klasse sterben.


Autorin: Hanna Aden

Bilder (verändert):
1) Superbass, CC BY-SA 4.0
2) BILD-Logo, gemeinfrei
3) Screenshot, Lizenzfrei
4) pixabay.com, Lizenzfrei


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