Donnerstag, 4. Juni 2020

Hat ne Schraube locker: Grundstücksinhaber entgleist auf Teilstück der Muldentalbahn


In diesem Lokal-Krimi aus Sachsen wollen vermeintlich skrupellose Grundstückseigentümer und gleichgültige Denkmalschutzbeamten eine historische Bahnstrecke abreißen lassen. Eine Partei wehrt sich nun und will die Bahnstrecke nicht nur erhalten, sondern sogar zu einem ganz besonderen Zweck wiederbeleben. „Wir fühlen mit der Strecke, die wegen der Habgier der Inhaber bereits eine Schraube locker hat“, so Daniel M., Anwohner und ÖDP-Mitglied. Mehr dazu im Artikel.

Wir wurden von Daniel M. auf die Story aufmerksam gemacht und gebeten, darüber zu berichten.




Glauchau-Reinholdshain – In der kleinen Gemeinde in Sachsen kam es zu einem politischen Eklat. Trotz des Rufs dieses Bundeslands geht es dieses Mal nicht um Nazis. Heute spricht die ÖDP und steht für etwas ein, das Schutz bedarf. Es handelt sich um eine stillgelegte Bahnstrecke, die vom Geländebesitzer abgerissen werden soll, damit sie die schöne Landschaft auf seinem Grundstück nicht verschandelt.

Die ÖDP äußert sich dazu wie folgt: „Auch wenn momentan kein Bedarf an einer Zugverbindung besteht, möchten wir als Umweltpartei diese historische Strecke erhalten. Wir haben einen finanziell nachhaltigen Plan. Diesem zufolge werden wir die historische Strecke mit mehreren Kilometern toller Landschaft als Touristenmagnet etablieren und viele Menschen herlocken.“

Der Plan hört sich vielversprechend an. Doch der Eigentümer hat andere Pläne: „Das Land gehört mir! Ich habe dafür bezahlt, also kann ich damit machen, was immer ich will. Das Grundstück war eine Investition und muss Rendite abwerfen. Ich bin nämlich ein skrupelloser Geschäftshai. Heute Morgen habe ich ein Obdachlosenheim gekauft. Die setze ich jetzt alle auf die Straße und baue dort ein Einkaufszentrum.“

Auf Nachfrage, ob jemand diesen Bösewicht persönlich kenne, verneinten alle Parteimitglieder. Mit so jemandem wolle man schließlich nichts zu tun haben.
 

Zum Glück leben wir in einer geordneten Gesellschaft, die nicht alleine von Geld beherrscht wird. Um solche Situationen zu klären, gibt es in Deutschland das Amt für Denkmalschutz. Wir waren bei der Behörde, um die Verantwortlichen zu interviewen:
 

Wahrheitspresse24:
„Hallo. Ich bin hier, um mich wegen der Muldentalbahnstrecke zu erkundigen. Meines Wissens nach soll die abgerissen werden, obwohl sie die Voraussetzungen für die Erteilung von Denkmalschutz erfüllt."

Denkmalschutzbeamtin:
„Legen Sies einfach hin. Ich mach ’n Stempel drauf, wenn ich mit meinem Kaffee fertich bin.“

Wahrheitspresse24:
„Nein, Sie verstehen das falsch. Ich möchte gerne wissen, warum sich der Denkmalschutz nicht für diese Bahnstrecke einsetzt?“

Denkmalschutzbeamtin:
„Ach die alten Gleise, warum? Die werden doch abgerissen.“

Wahrheitspresse24:
„Genau, die sollen abgerissen werden, obwohl sie eigentlich unter Denkmalschutz gestellt werden müssten.“

Denkmalschutzbeamtin:
„Kleinen Moment, das Telefon im anderen Büro klingelt.“

(läuft ins andere Zimmer und geht ans Telefon)

„Hoch- und Tiefbau GmbH. Mein Name ist Müller, was kann ich für Sie tun?“

 

An dieser Stelle, war das Interview zu Ende. Anscheinend musste die Dame einen Auftrag entgegennehmen und war auch nach 30 Minuten nicht mehr für uns zu sprechen.
 

Daniel M. von der ÖDP erklärt, dass der Abriss der Bahnstrecke auf Lobbyisten aus der Autoindustrie zurückzuführen sei. Auch wenn in dieser Region eigentlich kein Bedarf für eine Bahnstrecke bestünde, könne eine existierende Zugverbindung sich negativ auf das mental-gesellschaftliche Standing der Autoindustrie auswirken. „Wenn Sie wüssten, wo der Daimler überall seine Finger im Spiel hat“, warnt uns der Aktivist, während er einen hübschen kleinen Zug aus Aluminium formt. „Ich mag Züge.“

Wir befragten einen Anwohner, was er von den Plänen für eine Reaktivierung der Strecke hält. Rainer L. (42) ist begeistert: „Die Schienen sind schön anzusehen und erinnern uns an die Vergangenheit. Leider weiß ich über die Geschichte nicht viel, aber ich fahre ab und zu sehr gerne auf der Strecke. Momentan nehme ich dafür immer den Bus. Auf diese Weise bin ich der einzige Fahrgast in diesem riesigen Fahrzeug. Ich freue mich schon darauf, künftig vielleicht sogar einen ganzen Zug für mich allein zu haben.“


Autor: Adriano Holatz

Bilder (verändert):
1) Andreas Kretschel, FreiePresse
2) pixabay.com, Lizenzfrei


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